Die regelmäßige Einnahme einer Vielzahl an Arzneimitteln, bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Lesen Sie hier, warum die Bewertung Ihrer Arzneimitteltherapie sowie das An- und Absetzen von Medikamenten ausreichende Vorsicht erfordert.

Autorin:
Laura Wergowski, Gesundheitsökonomin

Review:
Benjamin Kroh, Arzt
Letzte Überprüfung: November 2021

Im Jahr 2019 nahmen in Deutschland etwa 15 Millionen Menschen dauerhaft drei oder mehr Medikamente ein. Ab fünf gleichzeitig verordneten Medikamenten wird von Multimedikation gesprochen.

Multimedikation wird vor allem in höheren Altersklassen beobachtet. Es kann jedoch auch bei jüngeren Personen zu einer Multimedikation kommen. Dies kann beispielsweise im Rahmen der Behandlung einer akuten Erkrankung oder im Rahmen einer Operation der Fall sein.

Was sind Wechselwirkungen?

Medikamente können unterschiedliche Wirkstoffe enthalten. Diese können miteinander reagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Dann spricht man von Wechselwirkungen. Ein Wirkstoff kann die Wirkung eines zweiten verstärken, abschwächen oder sogar aufheben. Es ist außerdem möglich, dass sich unerwünschte Wirkungen eines Medikamentes durch die Einnahme eines weiteren Wirkstoffs verstärken.

Je mehr Arzneimittel Sie parallel einnehmen, desto höher ist das Risiko, dass solche Wechselwirkungen auftreten. Bei einer Multimedikation kann es daher zu einem Anstieg von Wechselwirkungen kommen.

Wie kommt es zur Verschreibung unverträglicher Wirkstoffkombinationen?

Ihre behandelnden Ärzt:innen sind bemüht, alle Ihre Erkrankungen in einem Zusammenhang zu sehen und zu therapieren. Sind verschiedene Behandler:innen nicht vollständig über parallele Verordnungen informiert, besteht das Risiko, dass unverträgliche Wirkstoffkombinationen entstehen. Verschiedene Gründe können der Auslöser sein. Dies sind vor allem:

  • fehlende Therapie- oder Medikamentenpläne,
  • zusätzliche medikamentöse Therapien bei weiteren Ärzt:innen und
  • eine ungenügende Kommunikation zwischen den verschiedenen Behandler:innen.

Oftmals werden im Laufe der Behandlung durch verschiedene Ärzt:innen neue Therapien initiiert, die eine Einnahme neuer Arzneimittel erforderlich machen. Frühere und möglicherweise noch bestehende Arzneimitteltherapien und -verordnungen werden jedoch nicht beendet. Achten Sie daher darauf, dass Medikamente nach erfolgreicher Behandlung ausgeschlichen beziehungsweise abgesetzt werden, sobald das Therapieziel erreicht wurde.

Indem Ihre Ärzt:innen eine regelmäßige Therapie- und Erfolgskontrolle durchführen, kann außerdem bei einigen Medikamenten die Dosis nach und nach reduziert werden.

Hat sich Ihr individuelles Risiko verändert? Sie haben beispielsweise aufgehört zu rauchen oder Ihr Gewicht reduziert? Auch dann kann eine Umstellung oder Anpassung Ihrer Medikamente sinnvoll sein.

Einige Medikamente dürfen rezeptfrei abgegeben werden und sind daher in Apotheken oder Drogerien frei verkäuflich. Behandeln Sie sich bei Symptomen wie Schlafstörungen oder Verdauungsbeschwerden selbst, ohne dass die ärztliche Kontaktperson darüber informiert ist? Auch dann kann sich die Möglichkeit für unerwünschte Wechselwirkungen erhöhen.

Achten Sie außerdem bei einem Wechsel des Arzneimittelherstellers darauf, dass Sie den Überblick über Ihre Medikamente behalten. Hier erhöht sich die Gefahr, dass Sie möglicherweise identische Substanzen von unterschiedlichen Herstellern parallel einnehmen. Darüber hinaus kann es auch bei der Einnahme von Präparaten mit mehreren Wirkstoffen zu einer unwissentlichen Anhäufung von Wirkstoffen kommen.

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Was muss bei der Einnahme verschiedener Medikamente beachtet werden?

Solange es sich bei der Einnahme verschiedener Medikamente um eine sorgfältige und notwendige Multimedikation handelt, darf sie selbstverständlich nicht unterlassen werden. Daher ist die Koordination Ihrer Arzneimitteltherapie sehr wichtig.

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Hierauf kommt es an:
  • Berücksichtigung potenzieller Wechselwirkungen bei einer zusätzlichen akuten Arzneimittelverordnung oder Direktmedikation (z.B. Schmerzmedikamente oder Infusionen im Rahmen einer Operation)
  • Beachtung von Kontraindikationen (Vermeidung ungeeigneter Kombinationen von Arzneimitteln)
  • Vermeidung von Doppelverordnungen durch verschiedene Behandler:innen
  • Berücksichtigung eventueller Selbstmedikation (rezeptfreie Medikamente)
  • Auswahl altersgeeigneter Arzneimittel
  • Vermeidung von Anwendungsfehlern (richtiger Einnahmezeitpunkt, korrekte Anwendungsform, passende Dosierung)
  • Regelmäßige Aktualisierung Ihres Medikamentenplans und Bewertung der gesamten Medikation durch Ihre behandelnden Ärzt:innen

Wie sieht eine sichere
Arzneimitteltherapie aus?

Um die Sicherheit Ihrer Arzneimitteltherapie und den Therapieerfolg bei Multimedikation zu gewährleisten, sind eine umfassende Prüfung und Bewertung der gesamten Medikation durch Ihre Ärzt:innen notwendig. Alle Behandler:innen sollten dafür jederzeit über alle eingenommenen Medikamente informiert sein.

Um dieser Herausforderung zu begegnen und einen bestmöglichen Informationsaustausch zwischen Ihnen und Ihren behandelnden Ärzt:innen sicherzustellen, bietet alley einen in die App integrierten Medikationsplan. In diesem können Sie alle Arzneimittel, die sie aktuell einnehmen, übersichtlich erfassen. Dies erfolgt durch ein einfaches Einscannen der Verpackung oder das Eingeben der Pharmazentralnummer (PZN). Außerdem können Einnahmezeitpunkte, Einnahmedauer und Dosierung angegeben werden.

Durch diese Eingabe haben Ihre behandelnden Ärzt:innen jederzeit einen vollständigen Überblick über alle eingenommenen Medikamente und können Ihre Medikation im Laufe der orthopädischen Behandlung optimal abstimmen. Unterstützen Sie Ihre Behandler:innen, indem sie sich bestmöglich auf Arzttermine vorbereiten und vorab alle Informationen zu ihren Medikamenten bereitstellen.

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