Value-Based Healthcare ist ein Konzept zur patientenzentrierten und auf Ergebnisqualität orientierten Organisation des Behandlungsweges. Lesen Sie hier, was Value-Based Healthcare bedeutet.
Im Zuge des demographischen Wandels und steigender Gesundheitskosten steht das deutsche Gesundheitssystem vor wachsenden Herausforderungen. Zur Erreichung einer optimalen Versorgungsqualität müssen knappe Ressourcen klug und effizient eingesetzt werden. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es neuer Denkweisen und Entwicklungen. Ein erprobter Ansatz die Versorgungsqualität und das Patientenwohl zu steigern ist „Value-Based Healthcare“ (VBHC).
Value-Based Healthcare nach Michael E. Porter
Dieses Konzept wurde im Jahr 2006 von Michael E. Porter an der Harvard Business School präsentiert. Der Begriff “Value” steht dabei im Zentrum. Porter definiert Value, also den Wert, als das Behandlungsergebnis (Health Outcome) relativiert an den dafür aufgebrachten Behandlungskosten. Nach dem Value-Based Healthcare Ansatz von Porter ist ein positives Behandlungsergebnis an die Erfüllung der individuellen Patientenbedürfnisse geknüpft, was eine stärkere Patientenorientierung in der Versorgung ermöglicht.

Aus dieser kurz gefassten VBHC-Formel von Porter ergeben sich vier wesentliche Erkenntnisse, welche die derzeitige medizinische Versorgung verbessern können:
- Messung medizinischer und patientenbezogener Ergebnisqualität (Health Outcome);
- Eine auf Qualitätsmessung basierte integrierte Versorgungssteuerung mit entsprechenden Vergütungsvereinbarungen;
- Nutzung von Digitalisierung und intelligenter Datenanalytik für umfassende Qualitätsmessungen und um Ergebnisse zu veröffentlichen, z.B. in indikationsbezogenen Qualitätsregistern;
- Spezialisierung der Versorgung auf jeweilige Indikationen in sogenannten “Integrated Practice Units”.
Value-Based Healthcare: Definition aus Sicht der Europäischen Kommission
Eine Expert:innengruppe der Europäischen Kommission, der Expert Panel on effective ways of investing in Health (EXPH) hat die stark gesundheitsökonomisch geprägte Definition von Porter erweitert. Nach deren Ansicht basiert VBHC auf vier Säulen:
- Persönlicher Value: Eine angemessene Behandlung zur Erreichung der persönlichen Ziele der Patient:innen.
- Technischer Value: Das bestmögliche Behandlungsergebnis mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen erreichen
- Allokativer Value: Die verfügbaren Ressourcen optimal auf alle Patient:innengruppen verteilen
- Sozialer Value: Der Einbezug von Partizipation und Teilhabe in die Gesundheitsversorgung.
Aus den vier Säulen geht ein patientenzentrierter Ansatz hervor, der die Mikro-, Meso-, und Makroebene des Gesundheitssystems berücksichtigt. Es werden somit alle Akteure des Gesundheitssystems Deutschland und die Patient:innen selbst miteinbezogen mit dem Ziel eine optimale Gesundheitsversorgung mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu erreichen. Um diese Werte in der Praxis zu implementieren, spielt das Monitoring der Behandlung und der Behandlungsergebnisse eine wichtige Rolle. Neben medizinischen und ökonomischen Qualitätskriterien werden Patient Reported Outcome Measures (PROMS) erhoben.
Was sind Patient Reported Outcome Measures (PROMs)?
Patient Reported Outcome Measures, kurz PROMs, sind Assessments zur Bewertung des Gesundheitszustandes und des Behandlungsergebnisses aus Sicht der Patient:innen. Sie bilden krankheitsspezifische sowie psychische und soziale Dimensionen des Krankheitserlebens der Patient:innen ab. Die Daten bei den Patient Reportet Outcome Measures werden in der Regel mittels standardisierter retrospektiver Fragebögen erhoben.
In Forschung und Praxis werden eine Vielzahl an wissenschaftlich validierten Fragebögen genutzt. Dazu gehört beispielweise der SF-36 (Short Form-36), ein generisches Messinstrument zur Beurteilung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Neben generischen Patient Reportet Outcome Measures gibt es krankheitsspezifische Fragebögen, wie den HOOS (Hip Osteoarthritis Outcome Score) und den KOOS (Knee Osteoarthritis Outcome Score) aus dem orthopädischen Bereich. Diese beiden Fragebögen erheben Symptome und funktionelle Einschränkungen durch eine Hüft- bzw. Kniearthrose.
Digitalisierung für eine patientenorientierte Versorgung
Die Gesamtheit an relevanten medizinischen, ökonomischen und patientenorientierten Daten sorgen für eine allumfassende transparente Beurteilung der Versorgungsqualität. Sie unterstützen zudem bei der Auswahl der richtigen Behandlungsoptionen und berücksichtigen die Interessen und Ziele der Patient:innen. Die Möglichkeiten der Digitalisierung können bei der Erfassung, Beurteilung und Auswertung der Daten unterstützen und eine effizientere Gesundheitsversorgung nach dem Value-Based Healthcare-Ansatz schaffen.
Quellenverzeichnis
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