Was genau verbirgt sich eigentlich hinter Tai Chi und welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um diese Kampfkunstart auszuüben? Urte Zahn beantwortet diese und weitere spannende Fragen im Interview mit alley.
alley arbeitet mit einer Vielzahl von Expert:innen und Sportler:innen zusammen. Im Rahmen von “alley bewegt” werden verschiedene Sportarten und Bewegungsangebote vorgestellt, um Ihnen Inspiration für einen bewegten Lebensstil zu bieten. Im Interview haben wir mit Urte Zahn darüber gesprochen, was genau bei Tai Chi zu beachten ist und ob man diese asiatische Bewegungsform auch mit Arthrose ausüben kann.
Urte trainiert seit fast 20 Jahren Tai Chi, Qigong und verschiedene Kampfkunstarten. Urte ist Gründerin von QiLABS einem Programm für Entspannung, Fitness und neuer Energie, das Menschen hilft Körper und Geist gleichzeitig zu stärken.
Liebe Urte,
was genau verbirgt sich hinter Tai Chi?
Tai Chi, wie auch dessen “Urform” Qigong werden als die Bewegungsformen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bezeichnet.
Tai Chi lässt sich als Form allein, mit Übungsgeräten (z.B. Fächer, Stock) oder als Partnerübung durchführen. Die Bewegungen des Tai Chi werden in einer festgelegten Reihenfolge („Form“) geübt und sind aufeinander folgende, meist fließend ineinander übergehende Bewegungs- und Atemübungen. Sie verbinden Körper, Geist und Seele miteinander.
Wie sieht deine persönliche Tai Chi Praxis aus?
Ich trainiere ca. 5-mal in der Woche, am liebsten draußen. Nicht immer kann ich mir dafür eine Stunde Zeit gönnen. Dann ist es auch schon mal etwas kürzer.
Die Übungen lassen sich einfach in den Tag integrieren, z.B. als Pausen zwischen längeren Konzeptarbeiten, in der Bahn, selbst beim Öffnen einer Tür oder beim Treppen steigen. Für die Übungen brauche ich keine Yogamatte oder Faszienrolle. Das macht es einfacher.
Wie bist du dazu gekommen Tai Chi zu praktizieren?
Tai Chi hatte für mich etwas geheimnis- und gleichzeitig reizvolles. In alten chinesischen Kampfkunstfilmen sah ich zum Beispiel einen alten Mann mit weißem Bart, der seine scheinbar überlegenen Angreifer nahezu mühelos besiegte. Ich dachte, wenn da irgendetwas Wahres dran ist, dann will ich es lernen.

Hast du Erfahrungen mit Tai Chi bei Arthrose?
Tai Chi kann neben der konventionellen Arthrosetherapie die Behandlung unterstützen.
Tai Chi und auch Qigong zeigen in Studien bei Beschwerden positive Effekte. Tai Chi wirkt und arbeitet körperlich und mental. Es werden Hormone ausgeschüttet, die nachweislich Schmerzen lindern können.
Hinzu kommt der allgemein stärkende Effekt der körperlichen Bewegung. Tai Chi entspannt die Muskeln, die Faszien werden regelmäßig behutsam bewegt.
Studien aus China und der USA zeigen auf, dass durch Tai Chi unterschiedliche Symptome gelindert werden können. Dies ist unter anderem auf die Stärkung der Muskeln, die Förderung der Balance und die Verringerung der Sturzangst zurückzuführen.
Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen, wenn ich mit Tai Chi beginnen möchte?
Es sind keine besonderen Voraussetzungen notwendig und auch eine besondere Fitness ist nicht notwendig. Tai Chi kann zu jeder Tageszeit entweder unterwegs, im Büro oder zu Hause geübt werden. Starten kann man ab 5 Minuten.
Ein chinesisches Sprichwort sagt: Wenn du keine 5 Minuten hast, nimm dir 10.
Was kannst du Menschen, die sich für Tai Chi interessieren zum Einstieg konkret empfehlen?
Viele Tai Chi Lehrer:innen sind in Fachverbänden wie der Bundsvereinigung für Taijiquan und Qigong (BVTQ) organisiert und häufig auf der Webseite gelistet. Die Tai Chi Präventionskurse der Krankenkassen werden auch von zertifizierten Lehrer:innen durchgeführt. Grundsätzlich würde ich darauf achten, dass die Lehrer:innen bereits einige Jahre praktizieren. Dann einfach an einer Probestunde teilnehmen und wenn es sich passend und gut anfühlt, einfach weitermachen. Gerne kann ich bei der Suche nach einer Einstiegsoption helfen (urte@qilabs.team).
Tai Chi
Herkunft: Tai Chi ist eine asiatische Bewegungsform. Die Anfänge lassen sich ungefähr 2.500 Jahre zurückverfolgen. Tai Chi Chuan oder Taijiquan (太極拳) besteht aus den beiden chinesischen Worten tàijí (太極) und quán (拳). Der Begriff Taiji kann in etwa mit dem “Prinzip, das hinter allem steht“ übersetzt werden. Der Begriff Quan wird häufig mit „die leere Faust“ übersetzt und weist u.a. auf das Prinzip des Nachgebens in der Selbstverteidigung bzw. in der Kampfkunst hin.
Benötigte Materialien: keine
Anforderungsprofil: gering